Nach der Uni als Fachidiot in den Beruf? In der digitalen Arbeitswelt gehören Schlüsselqualifikationen mittlerweile zu den zentralen Anforderungen. Die können Studierende an der Hochschule erlernen. Experten verraten, für wen sich welches Angebot lohnt.
Berlin/Bonn (dpa/tmn) – Genderkompetenz, nonverbale Kommunikation, Business-Etikette, Projektmanagement, Excel oder SAP – die Liste der Schlüsselqualifikationen, die Studierende an der Hochschule erlernen können, ist meistens so vielfältig wie lang. Doch wie wählt man aus dieser Fülle aus, und was genau bringen diese Kurse eigentlich?
Als Schlüsselqualifikationen werden alle Kenntnisse und Fähigkeiten bezeichnet, die keinen direkten Bezug zu konkreten praktischen Tätigkeiten im Beruf besitzen, aber in verschiedenen Situationen flexibel zum Einsatz kommen. Mittlerweile sind sie für Arbeitgeber essenziell. „Fachwissen, IT-Wissen sowie soziale und personale Kompetenzen bilden den neuen Bildungskanon für die digitale Arbeitswelt“, sagt Elke Eller, Präsidentin des Bundesverbandes der Personalmanager (BPM).
Um auf dem Bewerbermarkt zu überzeugen, lohnt es sich für Hochschulabsolventen also, das eigene Profil zu erweitern: „Im Studium geht es in erster Linie um das Erlernen von Spezialwissen, IT-Kenntnisse setzen dann einige noch oben drauf, aber die gezielte Ausbildung sozialer Fähigkeiten, wie zum Beispiel Führungswissen, kommt eindeutig zu kurz“, findet Elke Eller.
Genau da kommen die Kurse für Schlüsselqualifikationen ins Spiel, die nahezu jede Hochschule kostenlos anbietet. An der Humboldt-Universität in Berlin (HU) macht das zum Beispiel das Career Center. „Das größte Interesse haben Studierende an Kursen zum Projektmanagement, zum Fundraising, aber auch Angebote zur gelungenen Selbstpräsentation oder auch Datenanalyse sind gut besucht“, berichtet Rosmarie Schwartz-Jaroß, Leiterin des Referats Beruf und Wissenschaft an der HU. Wichtig sei es, über den Tellerrand zu schauen und keine Kurse auszuwählen, die zu nahe am eigenen Studienfach liegen. „Es ist beispielsweise nie verkehrt, ein Zertifikat für die IT- und Medienkompetenz zu haben“, sagt sie.
Für Geisteswissenschaftler lohnen sich vor allem Kurse zu Management- und Organisationskompetenz oder Informations- und Medienkompetenz, da diese Studiengänge meist eher theoretisch geprägt sind. „Jeder sollte ein grundlegendes Verständnis von digitalen Zusammenhängen haben, dazu gehört auch der verantwortungsvolle Umgang mit Daten“, meint Elke Eller. Als Faustregel gilt: Je spezialisierter der Studiengang, desto wichtiger seien die sozialen und personalen Kompetenzen, wie beispielsweise Arbeiten im Team, Widerstandsfähigkeit oder interkulturelle Kommunikation.
Die Studiengänge der Naturwissenschaftler dagegen sind berufsorientierter angelegt. Hier erweitern eher Kurse zur Sozialkompetenz die Bandbreite. „Grundsätzlich sollte jeder Studierende versuchen, möglichst breit aufgestellt zu sein. Für einen Historiker ist es beispielsweise nicht verkehrt, auch EDV- oder BWL-Kurse zu besuchen“, sagt Schwartz-Jaroß.
Nach Abschluss eines Kurses stellt sich unter Umständen die Frage: Hat das jetzt wirklich was gebracht oder war es nur gut für den Lebenslauf? Dazu hat Dorothee Fricke von der Hochschulrektorenkonferenz eine passende Antwort: „Bei der Bewerbung mag ein Nachweis oder eine Bescheinigung, diesen oder jenen Kurs belegt zu haben, ein Mosaiksteinchen sein, das das Profil vervollständigt.“ Was zähle, sei jedoch immer das Gesamtprofil und dass Absolventen die angegebenen Qualifikationen auch unter Beweis stellen können.
Quelle: Maximilian Konrad, dpa