„Das kann ja der Azubi machen“ – und dann müssen die Werkstatt gekehrt oder Akten abgeheftet werden. Nicht immer nehmen Kollegen die Auszubildenden im Betrieb für voll. Was dann helfen kann.
München (dpa/tmn) – Am schnellsten lernt man Dinge oft, wenn man sie selbst ausprobieren darf. Auszubildende bekommen dazu aber nicht immer die Chance. Statt eine Aufgabe lange erklären zu müssen, lässt man den Nachwuchs lieber die einfachen Tätigkeiten machen. Was können Azubis dazu beitragen, um im Unternehmen ernst genommen zu werden?
Erstmal gilt: „Das Verhältnis sollte idealerweise nicht mehr so sein, wie es früher oft war – dass der Auszubildende quasi „Handlanger“ des Chefs ist“, sagt die Ausbildungsberaterin Sabine Bleumortier. Auszubildende sollten also die gleiche Wertschätzung erfahren wie alle anderen Mitarbeiter auch. „Sie sind ein wertvoller Bestandteil des Unternehmens – auch, wenn sie noch nicht die Erfahrung eines langjährigen Angestellten haben.“
Auszubildende können zwar nicht beeinflussen, welche Grundeinstellung oder gar Stereotype ihr Gegenüber hat – seien es Kundinnen, Mitarbeiter oder Vorgesetzte. „Sie können aber darauf einwirken, und die Gefahr ein wenig verringern, nicht mit Respekt behandelt zu werden“, sagt Bleumortier.
Anderen mit Wertschätzung begegnen
Die Beraterin nennt drei Stellschrauben: Das seien zunächst die Umgangsformen. „Ich werde dann ernst genommen, wenn ich freundlich bin und mein Gegenüber wertschätze“, sagt Bleumortier. So könne übertrieben selbstbewusstes Auftreten für Irritationen bei Vorgesetzten oder Ausbildern sorgen. Wer Hilfsangebote immer mit „Das muss mir niemand erklären“ abschmettert und dann schlechte Arbeitsqualität liefert, verspielt sich den Respekt beim Gegenüber schnell.
Gute Umgangsformen fangen laut Bleumortier schon bei der Vorstellung an. „Wer das flüssig und selbstbewusst macht, hinterlässt einen professionellen Eindruck“, sagt sie. Überhaupt würden klare Ansagen dazu beitragen, als Auszubildender respektvoll behandelt zu werden.
„Viele drucksen erstmal rum, wenn sie die Antwort auf eine Frage gerade nicht wissen.“ Auszubildende dürften aber ruhig sagen, dass sie noch nicht alles wissen. Besser als „Da könnte ich vielleicht eigentlich mal bei einem Kollegen nachfragen“ sei dann eine eindeutige Aussage: „Ich frage bei Herrn Müller nach und melde mich anschließend bei Ihnen.“
Blickkontakt und feste Stimme
Auch die Körpersprache spielt laut Bleumortier eine Rolle. Dazu gehört es zum Beispiel, Blickkontakt mit dem Gesprächspartner zu suchen und mit deutlicher und klarer Stimme zu sprechen.
Wer etwa beim Telefonieren unsicher ist, sollte sich eine Routine aneignen. Gerade am Anfang kann es helfen, Standardsätze für gängige Anfragen aufzuschreiben und einzuüben. Daneben kann man Kollegen zuhören, sich mit der Ausbilderin absprechen – oder an Seminaren der Handwerks- und Handelskammern zum Thema teilnehmen.
Außerdem können Auszubildende mit ihrem Fachwissen punkten. Wer Eigeninitiative zeige, und auch eigene Ideen vorbringt, kann sich beim Ausbildungsverantwortlichen oder den Kolleginnen und Kollegen Respekt verschaffen, erklärt Bleumortier. Umgekehrt gilt: Wer seine Arbeit willentlich nicht gut macht, der macht es den anderen schwer, sie oder ihn als Arbeitskraft wertzuschätzen.
Probleme unter vier Augen ansprechen
Wer das Gefühl hat, immer gleich als „die Azubine“ oder „der Azubi“ abgestempelt zu werden und entsprechend nur für Tätigkeiten eingesetzt zu werden, die womöglich gar nichts mit dem Lehrplan zu tun haben, sollte das Gespräch suchen. „Das sollte idealerweise zunächst unter vier Augen mit dem Ausbilder oder der Ausbilderin stattfinden“, findet Bleumortier. Wichtig sei, auszudrücken, was einen stört und wie man sich dabei fühlt.
Etwa: „Ich mache mir Sorgen, dass ich die Prüfung nicht bestehen werde, weil ich seit Wochen nur Ablage mache.“ Am besten verknüpft man die Kritik mit einem Vorschlag, wie die Situation verbessert werden könnte.
Von Amelie Breitenhuber, dpa